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Wednesday, 28 April 2021 18:07

Einladung Humanisten & Silent ladies

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Liebe Theaterbegeisterte!

Wir proben und dürfen kreativ sein, was für ein Schatz. Mehr als ein Jahr nach Probenbeginn, können wir unsere Arbeit zeigen.

Die Humanisten“ von Ernst Jandl und "All the silent ladies, all the silent ladies, now put your hands up" von Laura Naumann.

Mi 12. Mai 2021 | 19:30  

Stream der Theateraufführung durch FS1   www.argekultur.at/stream

Tickets: a`4 Euro, Stream eine Woche verfügbar.

Publikumsdiskussion im Anschluss via ZOOM | Anmeldung unter This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

Ein Theaterdoppelabend über Humanismus, Würde und Tugend, Geschlechter und das weibliche „Neinsagen“. Zwei Salzburger Erstaufführungen inszeniert mit Musik, Gebärden, Tanz, Sprachspiel und einer Portion Selbstironie.

Ernst Jandls „Die Humanisten“ spielt in einer abgehobenen, patriarchalisch dominierten Welt. Zwei Nobelpreisträger - ein „universitäten professor kapazität“ und ein „groß deutschen und inder national kunstler“ - demonstrieren ihre Überlegenheit und beweihräuchern humorvoll ihre Allwissenheit und Eitelkeit. Ihr intellektueller Humanismus wird zur Fassade der eigenen Machtgeilheit. Laura Naumann stellt sich dem Humanismus anders. In "All the silent ladies, all the silent ladies, now put your hands up" ringen Frauen um Worte zum geschlechterübergreifenden Umgang, zu Macht und Missbrauch, sie befragen sich selbst, sie stellen zur Diskussion und werden still.  

Mit: Anna Adensamer, Elisabeth Breckner, Sofie Gross, Torsten Hermentin, Alexander Lughofer, Erin McMahon, Jutta Onrednik, Julienne Pfeil, Verena Pircher;

Idee, Regie & Produktion: Hildegard Starlinger

Dramaturgie: Hildegard Starlinger & Markus Grüner-Musil

Bühne & Kostüme: Malte Lübben

Choreografie: Birgit Mühlmann-Wieser

Musik: Fernando Elias

Technik: Gunther Seiser

Assistenz: Magdalena Gassner | Marie-Kristin Burger

Stream: Markus Weisheitinger – Herrmann | FS1

Infos: ARGEkultur, Ulrike-Gschwandtner-Str. 5, 5020 Salzburg, Tel: +43-662-848784, www.argekultur.at, This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. oder  www.hildegard-starlinger.at

Mit freundlicher Unterstützung von Stadt Salzburg Kultur, Land Salzburg Kultur, BMOEKS, Dachverband Salzburger Kulturstätten, FS1

Herzliche Grüße und hoffentlich auf bald

Hildegard Starlinger

0650 / 46 47 224

www.hildegard-starlinger.at

Hintergrundinformation:

So wie viele andere Theaterschaffende sehen auch wir uns mit der Frage konfrontiert, wie derzeit Bühnenkunst gezeigt werden kann. Die Produktion „Die Humanisten“ von Ernst Jandl und „All the silent ladies now put your hands up“ von Laura Naumann hätte eigentlich im Mai 2020 Premiere gefeiert. In Mitten des Proben- und Produktionsprozesses wurde diese abgesagt und auf 2021 verschoben.

Der neue Premierentermin Anfang Mai 2021 gab uns die Hoffnung, vor Publikum spielen zu können, diese Hoffnung hat sich zerschlagen. Diese Entscheidung die Produktion als Stream zu zeigen, war zuerst eine Enttäuschung. Unser Team wollte die Arbeit vor und mit Publikum zeigen, die Unmittelbarkeit des Geschehens, die Energie und die Reaktionen des Publikums sind in dieser Form nicht zu ersetzen. Wir nehmen diese Herausforderung mutig an und haben entschieden, das Video- Form bestmöglich zu nutzen. Daher werden wir nicht nur die Theateraufführung abfilmen, sondern Möglichkeiten der filmischen Adaption aktiv gestalten und unser Bühnenkonzept u.a. mit Outdoor Aufnahmen weiterentwickeln.

Die beiden Stücke wurden von uns als Doppelabend konzipiert, die allerdings nicht unabhängig voneinander zu sehen sind. Der ursprünglich als Hörspiel geplante Text von Ernst Jandl wird nicht nur szenisch dekonstruiert, es werden auch die Darsteller*nnen des zweiten Stückes von Anfang an in das erste Stück integriert. Die zentrale Frage für uns - in beiden Stücken - ist die Rolle der Frauen in einer Gesellschaft, die sich vordergründig den Werten des Humanismus und der Aufklärung verpflichtet. Tatsächlich aber findet Gewalt gegen Frauen in allen Bereich der Gesellschaft statt, die von männlichen Strukturen dominiert werden, auch in akademisch und künstlerisch geprägten Bereichen.

Aus der Sprachlosigkeit und den Misshandlungen der Frauen in „Die Humanisten“ von Jandl entwickelt sich in dem Text von Laura Naumann eine wortgewaltige Anklage bis hin zu einer kollektiven Selbstermächtigung der Frauen.  Das Videoformat ermöglicht es, dass unsere Frauen über den Theaterraum hinaustreten – sie erweitern ihren Raum. Durch eine dynamische Handkameraführung werden die Zusehenden in die Rolle eines Voyeurs gedrängt, aber auch eines engen Freundes. Unser Kostüm- und Bühnenbildner hat sich vom Bildenden Künstler Erwin Wurm inspirieren lassen. Lassen Sie sich überraschen.

Mit dieser Produktion möchten wir einen Diskurs eröffnen über Achtsamkeit im Umgang mit sich selber und einen Rahmen für eine Diskussion um Tugend, Wissen und Würde schaffen, die eine ehrliche Auseinandersetzung mit weiblichen und männlichen Verhaltensmustern fördert und das Bewusstsein für die Verantwortung für das eigene Handeln schärft.

Wie aktuell diese Thematik ist, hat uns die Pandemie gezeigt. Gerade in Zeiten von Angst und Unsicherheit, von häuslicher Quarantäne, in Zeiten von Mehrfachbelastung in Familien, durch Homeoffice und Homeschooling, werden Frauen wieder vermehrt in alte Muster gedrängt. Zudem bieten finanzielle Notsituationen, Überbelastung und Jobverlust gewalttätigen und sexuellen Übergriffen einen allzu guten Boden. Die Recherche mit zahlreichen Institutionen (Gewaltschutzzentrum, Frauenhaus, Frauenhilfe, Caritas, Frauengesundheitszentrum) haben ergeben, dass Gewalt gegen Frauen vielschichtig ist. „Sexuelle Gewalt spielt fast immer eine Rolle“, so eine Mitarbeiterin des Gewaltschutzzentrums. „Wer eine Frau im Alltag nicht respektiert, wird sie auch im Schlafzimmer nicht achten.“ Missbrauchte Frauen wagen häufig erst sehr spät den Schritt nach außen, Anzeigen von Missbräuchen erfolgen meist erst wesentlich später und sind oft nur möglich, weil diese Frauen Unterstützung erfahren, so die Expertin weiter.